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Die Kunst zu scheitern: Wie wir lernen gute Fehler zu machen


Ich habe heute ein kleines Gedankenspiel für dich: Denke bitte an eine Fähigkeit, die du vor Kurzem erlernt hast. Vielleicht hast du eine neue Schneide-Technik beim Kochen gelernt oder wie man in direktem, harten Sonnenlicht fotografiert. Wie war diese Lernerfahrung für dich? War es anstrengend? Vielleicht hat es dich auch frustriert, weil viel schief ging und die Fortschritte dir nicht schnell genug kamen?


Genau so ging es mir als ich angefangen habe Ukulele zu spielen. Ich war voller Motivation und Elan, habe das Instrument ausgepackt und dann... klang es gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. In meiner Vorstellung war es kinderleicht zu lernen wie man richtig gut Ukulele spielt. Tatsächlich klang es aber ganz schön schief und ich habe einen Fehler nach dem anderen gemacht. Warum ich das feiere und wieso Fehler eigentlich Helfer sind, erzähle ich dir heute.




Was ist eigentlich ein Fehler?


Das Wort Fehler kommt von dem altfranzösischem Wort "faillier", das so viel wie "verfehlen" oder "sich irren" bedeutet. Diese Bedeutung wurde auch schon recht früh in der Militärsprache verwendet. Ein "Fehlschuss" war demnach ein Schuss, der sein Ziel nicht getroffen hat. Auch heute bezeichnen wir Dinge als "Fehler", wenn wir das Ziel verfehlt haben. Es gab also eine Handlung, die nicht das gewünschte Ergebnis zur Folge hatte.


Fehler gehören zum Leben dazu. Wir stolpern, greifen manchmal richtig ins Klo oder scheitern gnadenlos. Doch das entscheidende ist nicht, dass Fehler passieren, sondern wie wir damit umgehen. Wenn dir ein Fehler unterläuft, was passiert dann mit dir? Bist du vielleicht wütend, enttäuscht oder verärgert? Gehst du mit dem Fehler offen um oder versuchst du ihn schönzureden oder gar zu vertauschen? Verursacht der Fehler bei dir Stress oder Druck?


Wer versagt, ist deswegen noch kein Versager!


Unsere Gesellschaft ist darauf bedacht möglichst fehlerfrei zu sein. Kein Wunder, denn Fehler werden bestraft, es werden Schuldige gesucht und angeprangert. Wer möchte da denn schon einen Fehler machen oder diesen auch noch zugeben? Doch was folgt aus dieser Haltung? Wir scheuen das Risiko, wir halten die Bälle möglichst tief, wägen alles genau ab und probieren wenig aus. Wer nichts wagt, der macht auch keine Fehler. Erstmal auf Nummer sicher gehen. Doch genau damit verschwenden wir so viel Potential und verbieten es uns selbst an den Imperfektionen zu wachsen. Ich habe dir 4 Gründe mitgebracht, warum du dir erlauben sollst Fehler zu machen.


  1. Fehler machen dich schlauer Jeder Fehler zeigt uns, was wir in Zukunft besser (oder zumindest anders) machen können. Wer immer alles richtig macht, muss sich nie hinterfragen und kann so nie dazulernen oder ihre/seine Potentiale entdecken. Man nimmt sich damit selbst die Chance die eigenen Stärken zu entwickeln oder an bisher unbekannten Schwächen zu arbeiten.

  2. Fehler machen dich erfolgreicher Mit jedem Versuch, den man macht, probiert man einen Alternativ-Weg aus. Ein Fehler zeigt uns die Alternativen, die nicht funktionieren und gibt uns ein umfassenderes Bild des Ganzen. Wir werden durch Fehler dazu aufgefordert Grenzen auszutesten und neue Wege zu finden. So kommt es oft auch mal vor, dass man so Dinge entdeckt, für die man im Nachhinein sehr dankbar ist.

  3. Fehler machen dich mutiger Mit jedem Fehler, den du machst, steigt das Vertrauen in dich. Das Vertrauen, dass du aus jedem Fehler etwas lernen kannst. Das Vertrauen, dass es kein Weltuntergang ist, wenn man einen Fehler macht. Dass jeder Fehler - auch wenn er mitunter negative Konsequenzen mit sich bringt - auch wieder auszubügeln ist. Dieses Vertrauen gibt dir den Mut, Dinge auszuprobieren und neue Wege zu gehen.

  4. Fehler machen dich kreativer Wenn etwas nicht so funktioniert, wie geplant, muss man sich gezwungenermaßen nach einem anderen Lösungsweg umsehen. Wir lernen so über unseren Tellerrand zu blicken, auch mal um die Ecke zu denken und kreative Lösungen zu finden.




Wie du siehst, sind Fehler wirklich Helfer, man muss nur die Buchstaben tauschen. Damit du die Chancen, die jeder Fehler mit sich bringt, auch nutzen kannst, habe ich dir 5 Fragen mitgebracht. Die Fragen helfen dir das Potential der Fehler zu nutzen und an ihnen zu wachsen.


  1. Was genau war der Fehler? Erfüllt das Ergebnis nicht alle Anforderungen? Gab es beim Vorgehen ein Missgeschick? Vielleicht liegt es an den Arbeitsschritten per se oder an deren Ausführung? Gab es einen Fehler im Verhalten? Liegt der Fehler vielleicht bei dem Auftreten der beteiligten Personen, in deren Kommunikation oder Kooperation?

  2. Wie konnte der Fehler passieren? Überlege dir genau welche Handlung dazu geführt hat, dass es nicht zu dem gewünschten Ergebnis gekommen ist.

  3. Kann ein ähnlicher Fehler erneut vorkommen? Nutze die Antworten aus den ersten beiden Fragen, um herauszufinden wie wahrscheinlich es ist, dass der gleiche Fehler noch einmal passiert.

  4. Wie lässt sich der Fehler künftig vermeiden? Wenn der Fehler durchaus noch einmal vorkommen kann, welche Schritte und Prozesse kannst du dann entwickeln, damit das nicht noch einmal passiert?

  5. Was lerne ich daraus? Welches Wissen nimmst du aus der Situation mit, das dir für die Zukunft hilft?


Wie du siehst, sind Fehler eigentlich etwas ganz wunderbares, wenn wir richtig mit ihnen umgehen und sie als das sehen, was sie sind: eine Chance zum Wachsen.


Wie gehst du mit Fehlern um? Schreib es mir gerne in die Kommentare.


Bis bald,

deine Vroni

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